Mir wurde von meinem Guru ein Gurumantra gegeben. Soll ich immer noch den Namen Gottes gemäß meiner Geburtsreligion chanten?

1. Definition von Gurumantra

Ein Gurumantra ist ein Gottesname, ein Mantra, eine Zahl oder ein Wort, das ein Guru Seinem Schüler zu chanten gibt mit dem Ziel, dessen spirituelle Entwicklung zum Eins-werden mit Gott zu unterstützen. Meistens enthält ein Gurumantra einen bestimmten Gottesnamen, der speziell auf die spirituelle Entwicklung des Schülers abgestimmt ist.

Die Verwirklichung Gottes oder Verschmelzen mit Gott ist die höchste spirituelle Erfahrung, die jemand erreichen kann, d.h. dass er ständig die Einheit mit dem Höchsten Gottesprinzip erlebt oder ununterbrochene Glückseligkeit empfindet. Ein Schüler ist jemand mit einem spirituellen Niveau von ungefähr 55%. Das bedeutet, dass er mehr als 55% seines Körpers, Geistes und Vermögens der Spiritualität widmet (opfert) und ein glühendes Verlangen nach spirituellem Wachstum hat. Bitte lesen Sie dazu auch über die sechs Grundprinzipien der Spirituellen Praxis.

2. Die spirituelle Kraft des Gurumantras

Die Wirkung und Stärke eines Gurumantras hängt vom spirituellen Niveau der Person ab, die das Mantra zuteilt.

Die spirituelle Kraft Des Gurumantras
Spirituelles Niveau der Person, die den Chant weitergibt in % Stärke der Energie des Göttlichen Bewusstseins (Chaitanya) im weitergegebenen Namen in %
50 % 2 %
60 % 10 %
70 % 80 %
80 % 90 %
90 % 100 %
100 % 100 %

Wie Sie in der obigen Tabelle sehen können, hat das Gurumantra erst eine wirkliche spirituelle Kraft, wenn es von einer Person weitergegeben wird, deren spirituelles Niveau über 70% ist, d.h. von einem Heiligen. Sehr oft aber folgen Menschen aus Unwissenheit spirituellen Führern, die keine Heilige sind. Das muss nicht unbedingt schlecht sein. Als Faustregel gilt, dass jemand die spirituelle Anleitung oder Führung nur dann verstehen und umsetzen kann, wenn anleitende Person ein um ungefähr 20% höheres spirituelles Niveau hat als der Schüler selbst. Zum Beispiel ist eine Person, die ein 50%iges spirituelles Niveau hat, gut geeignet, andere anzuleiten, die ein 30%iges spirituelles Niveau haben. Wenn jemand seine Spirituelle Praxis ernsthaft betreibt und intensives Verlangen danach hat, spirituell zu wachsen, schafft das unmanifeste Guruprinzip oder das Lehrende Prinzip Gottes die richtigen Gelegenheiten im Leben des Gottsuchenden, damit dieser sich spirituell entwickeln kann.

3. Ich bekam von meinem Guru eine Gurumantra. Soll ich immer noch den Gottesnamen nach meiner Geburtsreligion chanten?

Die Antwort hänge von den Umständen ab, unter denen das Gurumantra gegeben wurde.

1. Die Person, die das Mantra weitergegeben hat, ist über 70% (spirituelles Niveau) und der Schüler hat ein spirituelles Niveau von 55%.

  • In diesem Fall ist es am besten, das Gurumantra zu chanten. Die spirituelle Kraft des Gurumantras liegt in der Entschlusskraft (Sankalp) des Gurus, der das Mantra zugeteilt hat.

2. Die Person, die das Mantra weitergegeben hat, hat weniger als 70% (spirituelles Niveau) und die Person, die das Mantra bekommen hat, ist auf einem spirituellen Niveau von ungefähr 30-40%.

  • In diesem Fall ist es am besten, den Namen zu chanten, dem man mehr vertraut, ob es nun das Gurumantra ist oder der Gottesname der Geburtsreligion.
  • Das Gurumantra zu chanten, das man von einer Person mit einem spirituellen Niveau von in etwa 50% erhalten hat, hat den Vorteil, dass man übt, auf jemand anderen als sich selbst zu hören. Das ermöglicht einem, sich von „machen, was man selber möchte“ (Sweccha) zu „das zu tun, was jemand anderer will“ (Parecchha) zu bewegen. Wenn man Dinge macht, die andere möchten, hilft es, das Ego zu reduzieren. Wenn man das Gurumantra mit vollem Vertrauen chantet und intensives Verlangen nach spiritueller Entwicklung hat, dann bringt das unmanifeste Guruprinzip oder das Lehrende Gottesprinzip einen echten Guru auf der Erde in das Leben der Person.

Wir möchten hier auch auf den Artikel über Swecha, Parecha und Ishwarecha verweisen.

4. Einige Gedanken zum Gurumantra

  • Manchmal geben Heilige einem Menschen einen Chant, damit er die Probleme, deren Ursachen in der spirituellen Dimension liegen, überwinden kann. Dies dient dazu, Hindernisse in der Spirituellen Praxis für den Schüler zu beseitigen. Einige Menschen verwechseln diesen Chant mit einem Gurumantra. Man sollte daran denken, dass ein Gurumantra nur zur spirituellen Entwicklung, hin zur Gottesverwirklichung dient.
  • Manche Menschen bedrängen einen Guru um ein Gurumantra. Es kann sein, dass der Guru einem hartnäckigen Anhänger ein Gurumantra gibt. Diese Anhänger sollten sich bewusst sein, dass, solange ihr Verlangen und ihre Opferbereitschaft für eine Gottesverwirklichung nicht gleich groß ist, wie die eines Menschen mit einem spirituellen Niveau von 55%, das Gurumantra nur ein leerer Name ist. Bekommt man ein Gurumantra gegen Geld – also Bezahlung – ist es genauso nur irgendein Name.
  • Selbst wenn man ein Gurumantra von einem Guru für die eigene spirituelle Entwicklung bekommen hat, sollte man das Chanten durch Dienen, Opfern, und bedingungslose (erwartungslose) Liebe für andere (spirituelle Liebe) ergänzen.