Chanten von Gottesnamen verglichen mit dem Singen von Mantren

1. Einführung in den Vergleich vom Chanten eines Gottesnamens verglichen mit dem Singen (Chanten) eines Mantras

Viele Menschen sind fasziniert vom Konzept der Mantren (Mantras) und setzen es bedeutungsgleich dem Chanten eines Gottesnamens. Da beide auf das Chanten – d.h. das ständige Wiederholen – eines Buchstabens, Wortes oder Satzes beruhen, werden sie leicht verwechselt. Aus Sicht der spirituellen Wissenschaft unterscheiden sich diese beiden Varianten jedoch in vieler Hinsicht voneinander. In diesem Artikel wollen wir das Chanten (von Gottesnamen) und das Singen von einem Mantra miteinander vergleichen.

2. Definition eines Mantras

Es gibt zahleiche Erklärungen oder Definitionen für das Wort Mantra und seine Bedeutung. Im Prinzip ist ein Mantra eine Silbe, ein Klang, ein Wort oder eine Wortfolge, die eine spirituelle Realität (Tatsache) oder einen Gottesaspekt repräsentieren. Man chantet ein Mantra (Mantrajapa), um sich selbst zu schützen oder um bestimmte Ziele zu erreichen. Beim Chanten oder Singen eines Mantras ist es jedoch notwendig, bestimmte Regeln, Restriktionen und Vorschriften einzuhalten. Das ist ein wesentlicher Bestandteil eines Mantras und dem spirituellen Weg des Mantras (Mantrayoga).

3. Definition von “Chanten von Gottesnamen”

Chanten bedeutet einfach, den Namen Gottes zu wiederholen. Anders als beim Rezitieren eines Mantras ist es beim Chanten eines Gottesnamens (Namjapa, Nāmjapa) nicht notwendig, bestimmte Regeln und Vorschriften einzuhalten, da man immer und überall chanten kann. Ziel des Chantens des Gottesnamens ist es, spirituell zu wachsen, indem man die innewohnende Göttliche Energie durch die Aussprache Seines Namens aufnimmt. Gleichzeitig ist es ein machtvolles Instrument, um sich vor negativen Wesenheiten (negativen Energien, Geistern, Dämonen usw.) zu schützen, die uns von unserem spirituellen Weg abbringen können.

In der unten angeführten Tabelle vergleichen wir das Chanten des Gottesnamens mit dem Chanten eines Mantras.

Vergleich: Chanten des Gottesnamens und Chanten eines Mantras

Aspekt Chanten des Gottesnamens Wiederholen eines Mantras

1. Ist eine Wiederholung erforderlich?

Ja

Ja

2. Notwendigkeit einer Absicht/Entschluss (Sankalpa)1 für das Chanten

Nicht erforderlich

Erforderlich2

3. Rituale wie Feueropfer usw..

Werden nicht gemacht

Werden gemacht

4. Zählung der Wiederholungen, um eine genaue Zahl einzuhalten

Eine genaue Anzahl ist nicht notwendig

Es muss eine genaue Anzahl eingehalten (gechantet) werden, um eine Wirkung zu erziehlen3 Keine Wirkung ohne genaue Anzahl

5. Der Beweggrund

Entweder mit oder ohne Erwartungen (Sakām/Nishkām) für ein bestimmtes Ergebnis

Mit der Erwartung (Sakām), sich selbst zu schützen, den Feind zu vernichten oder um übernatürliche Kräfte (Siddhis) zu erlangen; oder ohne Erwartungen (Nishkām)

6. Einweihung (Initiation, Dikshā) des spirituellen Meisters (Guru)

Wenn ein Gottesname gechantet wird, so liegt die Kraft im Gottesnamen. Das Chanten muss nicht auf Geheiß eines Gurus gemacht werden

Ein Guru muss es initiieren, da die Kraft des Mantras auf dem Sankalp oder der Entschlusskraft des Gurus beruht. Auch die Art des Rezitierens muss in der bestimmten Form geschehen, welche der Guru angibt.

7. Zu beobachtende rituelle Regeln und Gebote

Keine

Sehr wohl. Beispiele von rituellen Regeln sind Baden, bevor man das Mantra zu chanten beginnt, Früchte essen, Milch trinken usw. während einer bestimmten Anzahl von gechanteten Mantren (Anushthān). ‚Abstinenz von Fleisch’ ist auch ein Gebot.

8. Die Bedeutung einer korrekten Aussprache

Unwichtig

Eine Wirkung wird nur durch eine korrekte Aussprache erzielt

9. Die Zeit der Durchführung

Jederzeit. Es gibt keine vorgeschriebenen Zeiten.

Zu einer bestimmten Zeit. Das Gāyatri Mantra beispielsweise ist wirkungsvoller, wenn es bei Sonnenaufgang bzw. -untergang gechantet wird.

10. Ort der Durchführung

Überall, sogar an unsattvischen Orten wie dem Badezimmer.

Nur an einem spirituell reinen Ort, z.B. Zuhause, am Ufer eines Flusses, in einem Kuhstall (nur in Indien), an einem Ort der Feuerverehrung, Pilgerstätte, vor der Statue eines Gottesaspekts, welcher verehrt wird.

11. Möglichkeit eines Schadens

Keine / Nie

Es kann eine schädliche4 Wirkung haben, wenn die Aussprache inkorrekt ist.

Fußnoten:

  1. Machen Sie sich mit dem Artikel über die Entschlusskraft (Sankalpa) vertraut, der sie als eine der Kräfte im Universum erklärt.
  2. Im Internet oder in manchen Büchern finden wir verschiedene Mantren, die für einen bestimmten Zweck vorgeschlagen werden. So wählen wir einige aus, um dadurch ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Ist ein Mantra jedoch nicht von einem Heiligen oder Guru empfohlen, profitiert man nicht oder kaum davon.
  3. Verschiedene Mantren müssen genau abgezählt gesungen oder gechantet werden, um eine Wirkung zu haben (wie 108mal oder 1080mal usw.). Wenn wir beim Rezitieren nicht mitzählen, wirken die Mantren nicht.
  4. Die Wirkung jedes Mantras ergibt sich durch die ihm zugrundeliegende Eigenschaft eines der Absoluten Kosmischen Elemente oder einer Kombination mehrerer dieser Elemente. Wenn ein Mantra nicht ordentlich oder nur nach dem Gefühl oder unserer Vorliebe entsprechend rezitiert wird, kann uns das jeweilige zugeordnete Element Schaden zufügen. Falls beispielsweise das Mantra mit dem Absoluten Kosmischen Feuerelement (Tej-Tattva, Tēj-Tattva) in Verbindung steht und wir es nach Gutdünken chanten, kann Hitze in unserem Körper entstehen, welche die Körperfunktionen beeinträchtigt oder Organe schädigt.

4. Chanten ist die effektivste Spirituelle Praxis für das jetzige Zeitalter

Gottesnamen Chanten und Mantra singen

Für jedes Zeitalter gab uns Gott eine bestimmte Spirituelle Praxis, welche diesem Zeitalter gemäß ist, und welche die Menschen dann am leichtesten machen können, um spirituell zu wachsen. Unser heutiges Leben unterscheidet sich sehr von der Zeit damals, als Menschen Mantren chanten und alle Regeln, Gebote und Verbote beachten konnten, um den größten Nutzen daraus zu ziehen. Wegen unseres hektischen Lebensstils und anderer Faktoren, wie der spirituellen Verschmutzung unserer Umgebung bzw. Umwelt, gibt es Grenzen für das spirituelle Wachstum auf anderen Wegen der Spirituellen Praxis, wie dem Weg der Meditation (Dhyanyoga, Dhyānyoga, wobei man stundenlang meditiert), dem Weg der Rituellen Gottesverehrung (Karmakand, Karmakānḍ) usw. Daher wurde das Chanten von spirituell hoch entwickelten Heiligen als der effektivste Weg der Spirituellen Praxis für die heutige Zeit des Kaliyug empfohlen, da es den 6 Grundprinzipien der Spiritualität entspricht, und uns hilft, schneller spirituell zu wachsen.

5. Zusammenfassung – Chanten und Mantra singen

  • Da beides – das Chanten des Gottesnamens und das Chanten eines Mantras – darauf beruht, dass wir einen Buchstaben, einen Satz, ein Wort oder eben ein Mantra wiederholen, kann das eine mit dem anderen leicht verwechselt werden. Trotzdem gibt es viele Unterschiede zwischen den beiden Pfaden. Der wesentlichste Unterschied liegt in den strengeren Regeln, die beim Chanten eines Mantras beachtet werden müssen.
  • Sowohl das Chanten des Gottesnamens als auch das Singen eines Mantras sind Pfade, die zu spirituellem Wachstum verhelfen. Das Chanten des Gottesnamens ist jedoch dasjenige von den beiden, welches als Spirituelle Praxis am effizientesten für spirituelles Wachstum im heutigen Zeitalter ist.
  • Die SSRF empfiehlt als Spirituelle Praxis das Chanten des Gottesnamens, da sie uns hilft, spirituell schneller zu wachsen. – Die Ausnahme ist, wenn uns ein Heiliger oder ein Guru explizit angewiesen hat, ein bestimmtes Mantra zu chanten.